Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Resonanzen in der arteriellen Druckwelle zu vermeiden

Toni Polo Miret

IDieser Blog erklärt, wie man Resonanzen in der arteriellen Druckkurve erkennt und vermeidet, die in 30,7 % der Fälle auftreten und zu ungenauen Blutdruckmessungen führen können. Durch bewährte Praktiken und den Einsatz eines dynamischen elektronischen Filters wird eine präzise hämodynamische Überwachung sichergestellt.

  • Was ist Resonanz?
  • Wie kann man Resonanzen vermeiden?
  • Was ist der „dynamische Filter“?

Laut Studien zeigt die arterielle Druckkurve in 30,7 % der Fälle Resonanzen.2

Die hämodynamische Überwachung ist ein grundlegendes Mittel bei kritisch kranken Patienten, aber was passiert, wenn die arterielle Druckkurve Artefakte aufweist? Eine gedämpfte oder resonante (mit Eigenfrequenz schwingend) Blutdruckkurve führt zu einer falschen Blutdruckmessung, und wenn wir unsere Entscheidungen darauf stützen, können diese eventuell nicht korrekt sein. In diesem Artikel werden wir Möglichkeiten und Hilfsmittel kennenlernen, die dabei unterstützen können, dass unsere Druckkurve keine Resonanzen aufweist. So können wir den hämodynamischen Zustand unseres Patienten besser einschätzen und eine optimale und individualisierte Behandlung durchführen.

Arterielle Druckkurve

Die arterielle Druckkurve resultiert aus der Interaktion zwischen dem systolischen Volumen, dem linksventrikulären Auswurfvolumen und den physikalischen Eigenschaften des kardiovaskulären Systems bei jedem Herzschlag. Sie ist eine mechanische Welle, ähnlich dem Schall. Die Welle hat die Form eines Zylinders, der vom Herzen ausgeht und sich entlang einer Wellenfront durch die Arterien bis zu den Arteriolen bewegt. Diese Welle durchläuft ein viskoses Medium, das Blut, und ein nicht viskoses Medium, die Kochsalzlösung zum Druckmesssystem.

Durch die Anwendung eines Algorithmus auf die Morphologie der arteriellen Druckkurve können Informationen gewonnen werden, die es uns ermöglichen, den kardiovaskulären Zustand des Patienten zu analysieren. Um Artefakte in der arteriellen Druckkurve zu erkennen, ist es wichtig, ihre Form und ihre Bestandteile zu kennen. Jede Blutdruckkurve sollte mehr oder weniger aus sechs Abschnitten bestehen:

  1. Systolischer Anstieg.
  2. Systolischer Blutdruck.
  3. Systolischer Abfall.
  4. Dikrotischer Punkt: Dies ist einer der wichtigsten Teile, da er den Schluss der Aortenklappe darstellt und den Herzzyklus in Systole und Diastole unterteilt.
  5. Diastolischer Abfall.
  6. Diastolischer Blutdruck.

Die Kenntnis ihrer Bestandteile wird es uns daher ermöglichen, Artefakte schnell zu identifizieren.

Was ist Resonanz?

Bei der Beobachtung von Resonanzen finden wir übermäßige Oszillationen, die zu einer falschen systolischen oder diastolischen Druckmessung führen können. Die dikrotische Inzisur wird leicht sichtbar und wahrscheinlich übermäßig ausgeprägt sein, wenn die Welle resonant ist.

Ist meine Blutdruckkurve resonant?

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die durchgeführt werden können, um festzustellen, ob die invasive arterielle Druckkurve (IAPW) aussagekräftig ist:

  • Wenn dP/dt > 1,6 – 1,7 (>2 bei septischen Patienten) ist, liegt der Verdacht nahe, dass das Signal Unterdämpfungs- oder Resonanzphänomene aufweist.
  • Fast-flush Methode: Je nach Anzahl der Schwingungen können Resonanz- oder Dämpfungsphänomene vermutet werden. Beispiel:
    • Zwischen 1,5 und 2 Schwingungen vor Erreichen der normalen Kurve sind die erhaltenen Werte genau und die invasive arterielle Druckkurve gilt als zuverlässig.
    • Bei >2 Oszillationen könnte es sich um Resonanz handeln, was zu überschätzten systolischen und unterschätzten diastolischen Druckwerten führt.
    • <1,5 Oszillationen, in diesem Fall kann die Kurvennform gedämpft sein, was zu einer Unterschätzung des systolischen Drucks führt, während der diastolische Druck unbeeinflusst bleiben kann.

In diesem Artikel werden wir uns auf die Resonanzen konzentrieren sowie auf die Empfehlungen und Hilfsmittel, die uns unterstützen werden, sie zu vermeiden, um eine korrekte Messung durchführen zu können.

Wie lassen sich Resonanzen vermeiden?

Einige bewährte Praktiken wie die Auswahl eines geeigneten Arterienkatheters (Länge, Durchmesser und Material), die Anpassung an die Körpertemperatur oder die Auswahl eines qualitativen hochwertigen, an den Patienten angepassten Druckmesssystem ermöglichen es uns, die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass unsere Kurvenform Resonanzen aufweist. Es gibt jedoch Hilfsmittel, die uns dabei unterstützen können, unsere Kurvenform so zu korrigieren, dass sie der hämodynamischen Realität des Patienten so nahe wie möglich kommt: die Verwendung eines dynamischen elektronischen Filters.

Dynamischer Filter

In der P.R.A.M.-Methode steht ein dynamischer elektronischer Filter zur Verfügung, der in Studien validiert und getestet wurde und sich bei der Beseitigung von Resonanzen als sehr nützlich erwiesen hat.1

Die Software analysiert automatisch bestimmte Merkmale der Druckkurvenform und wendet, falls erforderlich, einen Filter an, um das Signal zu normalisieren. Einmal aktiviert, korrigiert er automatisch und kontinuierlich die Resonanz in der arteriellen Druckkurve.1

Die Messung des Herzzeitvolumens (CO) und die daraus resultierende falsche Einschätzung des Gefäßwiderstands können zu einer falschen Diagnose und zu einer unzureichenden Versorgung von Patienten mit Hypovolämie, systolischer Herzfunktionsstörung oder beidem und sogar zu einer ungerechtfertigten Verabreichung von Vasopressoren führen.1

Daher ist eine qualitativ hochwertige Blutdruckkurve, die frei von Artefakten ist, für eine korrekte hämodynamische Messung unerlässlich. Die Umsetzung der oben genannten Empfehlungen in die Praxis sowie die Verwendung eines dynamischen elektronischen Filters, der in der Lage ist, Resonanzen zu erkennen und zu eliminieren, ermöglichen eine bessere Diagnose und vermeidet mögliche Komplikationen aufgrund einer falschen Interpretation der arteriellen Druckkurve.1

LITERATURVERZEICHNIS 

1 Foti L, Michard F, Villa G, Ricci Z, Romagnoli S. The impact of arterial pressure waveform underdamping and resonance filters on cardiac output measurements with pulse wave analysis. Br J Anaesth. 2022 Jul;129(1):e6-e8. doi: 10.1016/j.bja.2022.03.024. Epub 2022 Apr 19. PMID: 35459533.

2 Romagnoli S, Ricci Z, Quattrone D, Tofani L, Tujjar O, Villa G, Romano SM, De Gaudio AR. Accuracy of invasive arterial pressure monitoring in cardiovascular patients: an observational study. Crit Care. 2014 Nov 30;18(6):644. doi: 10.1186/s13054-014-0644-4. PMID: 25433536; PMCID: PMC4279904.

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